Pflanzliche Ernährung: Gesundheit fördern und Risiken vermeiden
Datum: 13.01.2025 Autor: Prof. Dr. rer. nat Michaela Döll
In Deutschland ernähren sich etwa 7 Millionen Menschen vegetarisch und rund 1,6 Millionen vegan. Die Beweggründe dafür sind vielfältig: Neben gesundheitlichen Aspekten spielen ethische, ökologische und teilweise religiöse Überzeugungen eine Rolle. Gleichzeitig empfehlen Ernährungsexperten und Fachgesellschaften seit Jahren, den Konsum von Fleisch – insbesondere von verarbeitetem Fleisch – zu reduzieren. Obwohl der Fleischkonsum in Deutschland rückläufig ist, liegt er im Durchschnitt immer noch bei 51,6 Kilogramm pro Person und Jahr. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, den Fleischkonsum auf maximal 300 Gramm pro Woche zu beschränken. Doch auch mit der Zufuhr von weniger als 300g Fleisch pro Woche können die Nährstoffziele erreicht werden.
Eine pflanzenbasierte Ernährung wird von Experten als gesundheitsfördernd angesehen und bietet ökologische Vorteile. Doch in bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit oder im Alter können Mängel an Proteinen und Mikronährstoffen auftreten. Insbesondere bei der streng veganen Ernährung ist die Gefahr von Nährstoffmängeln höher, was eine bewusste Planung erforderlich macht.
Varianten der vegetarischen Ernährung
Vegetarismus ist kein starrer Begriff, sondern umfasst verschiedene Ausprägungen, da gibt es zum Beispiel:
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Ovo-Lacto-Vegetarier essen neben pflanzlicher Kost auch Milchprodukte und Eier.
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Ovo-Vegetarier meiden neben Fleisch und Fisch auch Milch, essen aber Eier.
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Lacto-Vegetarier essen auch Milchprodukte, meiden aber Eier.
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Pesco-Vegetarier verzichten auf Fleisch, konsumieren aber Fisch.
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Veganer vermeiden sämtliche tierischen Produkte, einschließlich Honig, und lehnen oft auch Leder oder andere tierische Materialien ab.
Vegetarismus – eine Tradition mit Geschichte
Vegetarismus ist keine Modeerscheinung der Moderne. Bereits in der Antike propagierte der Philosoph Pythagoras (570 v. Chr.) den Verzicht auf Fleisch. Im Mittelalter beschäftigte sich der Humanist Jean-Jacques Rousseau mit den Vorteilen einer pflanzenbasierten Ernährung. Im 19. Jahrhundert führte die Gründung von Vegetarierverbänden in Europa und Nordamerika zur Verbreitung dieser Lebensweise.
In Deutschland spielte Gustav Struve eine zentrale Rolle, als er 1868 die erste deutsche Vegetariergesellschaft gründete. Auch Eduard Baltzer, der 1847 einen vegetarischen Verein ins Leben rief, setzte sich für eine fleischlose Ernährung ein. Seit den 1950er Jahren erlebte der Vegetarismus eine erneute Popularität, die bis heute anhält.
Gesundheitliche Vorteile
Eine ausgewogene vegetarische Ernährung kann zahlreiche gesundheitliche Vorteile bieten. Studien haben gezeigt, dass Vegetarier im Vergleich zu Mischköstlern ein geringeres Risiko für folgende Erkrankungen haben:
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Eine pflanzliche Kost kann den Blutdruck senken und die Cholesterinwerte verbessern.
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Diabetes mellitus: Vegetarier haben ein geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
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Übergewicht und Adipositas: Der Body-Mass-Index (BMI) von Vegetariern liegt häufig unter dem von Fleischessern.
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Entzündliche Erkrankungen wie Gicht: Pflanzliche Ernährung reduziert die Harnsäureproduktion.
Die Adventist Health Study II, eine Langzeitstudie mit über 96.000 Teilnehmern, belegt diese Vorteile. Eine Meta-Analyse, die 86 Studien auswertete, zeigt ebenfalls positive Effekte einer pflanzenbasierten Ernährung auf BMI, Blutfettwerte und Blutzuckerspiegel.
Auch die mediterrane Ernährung, die viel Gemüse, Nüsse, Olivenöl und Fisch enthält, gilt als herzgesund, wie die PERIMED-Studie bestätigt.
Risiken und Herausforderungen
Besonders bei einer veganen Ernährung ist es wichtig, die Versorgung mit kritischen Nährstoffen sicherzustellen:
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Vitamin B12: Dieses Vitamin ist essenziell für die Blutbildung und das Nervensystem. Ein Mangel kann zu Anämie und neurologischen Problemen führen.
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Eisen: Pflanzliches Eisen wird vom Körper schlechter aufgenommen. Die Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln kann die Aufnahme verbessern.
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Zink: Dieses Spurenelement ist wichtig für das Immunsystem, kommt aber in pflanzlicher Ernährung oft in geringeren Mengen vor.
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Omega-3-Fettsäuren: Besonders langkettige Fettsäuren wie DHA und EPA fehlen häufig, da sie vor allem in Fisch enthalten sind.
Veganer sollten weiterhin besonders auf die Zufuhr von Selen, Vitamin B2 und Calcium achten. Davon nahmen Veganer in Verzehrerhebungen oft zu wenig auf.
Eine Studie im Rahmen der EPIC-Oxford-Studie zeigte, dass Veganer ein um 20 % höheres Risiko für Schlaganfälle haben, wenn Vitamin B12 nicht ausreichend substituiert wird.
Zudem wird diskutiert, ob ein Mangel an Mikronährstoffen wie B12, Zink oder Eisen das Risiko für Depressionen erhöhen kann. Eine Meta-Analyse ergab, dass Vegetarier ein um 30 bis 40 % höheres Risiko für mittelschwere bis schwere Depressionen haben.
Fazit
Vegetarische und vegane Ernährung können eine gesunde Lebensweise fördern, wenn sie gut geplant und ausgewogen sind. Eine pflanzliche Ernährung bietet Schutz vor chronischen Erkrankungen und unterstützt eine nachhaltige Lebensweise. Allerdings ist es besonders für Veganer wichtig, potenzielle Nährstoffmängel durch gezielte Nahrungsauswahl oder Supplemente auszugleichen. So lassen sich die gesundheitlichen Vorteile optimal nutzen.
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