HPU – die unterschätzte Stoffwechselstörung
Datum: 18.11.2024 Autor: Dr. med. Karsten Ostermann
HPU (Hämopyrrollaktamurie), auch Pyrrolurie genannt, ist eine Stoffwechselstörung, die etwa 10 % der Frauen und 1 % der Männer betrifft. Sie wird oft übersehen, obwohl gut reproduzierbare Tests und Behandlungsansätze existieren. Unbehandelt kann HPU Beschwerden wie Müdigkeit, Stressintoleranz und Immunschwäche verursachen.
Häufige Symptome bei HPU
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Müdigkeit und Erschöpfung
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Allergien, Angsterkrankungen, Autoimmunstörungen
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Schilddrüsen- und Verdauungsprobleme
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Muskelschwäche, Schlafstörungen, Zyklusstörungen
Ursachen und Folgen
Bei HPU ist die Häm-Produktion gestört. Häm, zentral für Sauerstofftransport, Entgiftung und Energiegewinnung, wird teilweise fehlerhaft hergestellt. Dadurch gehen wichtige Vitalstoffe wie Vitamin B6, Zink und Mangan verloren, was die Funktionsfähigkeit zahlreicher Enzyme beeinträchtigt.
Vitamin B6, Zink und Mangan: Schlüsselstoffe bei HPU
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Vitamin B6 unterstützt den Histaminabbau, die Neurotransmitter-Produktion (z. B. Serotonin, GABA) und die Magensäurebildung. Ein Mangel kann zu Konzentrationsproblemen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen führen.
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Zink ist essenziell für das Immunsystem, die Schilddrüsenfunktion und die Hautgesundheit. Ein Mangel kann Immunschwäche und hormonelle Ungleichgewichte fördern.
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Mangan schützt die Mitochondrien und unterstützt den Aufbau von Knorpel und Knochen.
Müdigkeit als Hauptsymptom
Die häufige Erschöpfung bei HPU resultiert aus:
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Beeinträchtigter Energieproduktion in den Mitochondrien
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Entgiftungsstörungen
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Stressbedingter Nebennierenschwäche
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Schilddrüsen- und Neurotransmitter-Defiziten
Zwischenfazit
Die gezielte Ergänzung von Vitalstoffen wie Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat), Zink und Mangan kann HPU-Beschwerden lindern. Eine strukturierte Diagnostik und Behandlung ist entscheidend, um Betroffene langfristig zu unterstützen.
Unterschied zwischen HPU und KPU
HPU (Hämopyrrollaktamurie) und KPU (Kryptopyrrolurie) sind Störungen im Häm-Stoffwechsel, weisen jedoch Unterschiede auf. Beide Störungen führen zur Ausscheidung von fehlerhaft gebauten Pyrrolen, jedoch in unterschiedlichen Formen:
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KPU: Es wird 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol (Kryptopyrrol) ausgeschieden. Der Nachweis erfolgt unspezifisch mit dem Ehrlich-Reagenz, das auch Pyrrole aus anderen Quellen erkennt (z. B. nach Medikamenteneinnahme oder bei Dysbiose).
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HPU: Hier wird der 5-Hydroxy-Hämopyrrollaktam-Zink-Chelat-Komplex (HPL) nachgewiesen, ein spezifischer Marker für HPU.
HPU wird als genauere Diagnosemethode angesehen, da sie spezifisch den HPL-Komplex nachweist, der nur bei HPU entsteht.
HPU und Entgiftung: Wie der Körper Schadstoffe abbaut
Der Körper verfügt über ein mehrstufiges Entgiftungssystem, das schädliche Stoffe in harmlose Substanzen umwandelt und diese über Leber, Niere, Darm, Haut und Lunge ausscheidet. Bei HPU treten in diesen Prozessen jedoch häufig Störungen auf.
Die Phasen der Entgiftung und ihre Probleme bei HPU
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Phase I: Vorbereitung der Stoffe
Schädliche Stoffe werden durch Enzyme wie Cytochrom-P450 wasserlöslicher gemacht. Bei HPU ist dieses Enzym aufgrund von Häm-Mangel weniger aktiv, was zu verzögerten Prozessen und Ansammlungen giftiger Zwischenprodukte führt. -
Phase II: Neutralisierung
Die Zwischenprodukte aus Phase I werden an Stoffe wie Glutathion, Glycin oder Schwefelverbindungen gebunden, um sie zu neutralisieren. Ein Mangel an aktivem Vitamin B6 (P5P) und Aminosäuren bei HPU erschwert die Produktion von Glutathion, was die Entgiftung beeinträchtigt. -
Phase III: Abtransport der Stoffe
Die neutralisierten Stoffe werden aus den Zellen in Blut und Lymphe transportiert, um über Urin oder Galle ausgeschieden zu werden. Bei HPU können Rückvergiftungen auftreten, wenn giftige Stoffe durch Dysbiose im Darm recycelt werden. -
Phase IV: Ausscheidung
Störungen wie ein Zink- oder Manganmangel sowie Übersäuerung behindern die Ausscheidung über Niere und Darm, was die Belastung weiter erhöht.
Zusammenfassung der Probleme bei HPU
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Häm-Mangel: Reduziert die Aktivität von Entgiftungsenzymen wie Cytochrom-P450 und Katalase.
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Zink- und Vitamin-B6-Mangel: Schwächt die Glutathionproduktion und Enzymfunktionen.
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Mangan-Mangel: Verringert den Schutz vor freien Radikalen (SOD-Enzyme).
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Schwermetallbelastung: Verstärkt die Probleme, indem Entgiftungsenzyme blockiert werden.
HPU, Histaminabbau und genetische Aspekte
Menschen mit HPU haben oft einen Vitamin-B6-Mangel, was die Aktivität von DAO (Diaminoxidase) verringert – einem zentralen Enzym für den Histaminabbau im Darm. Bei zusätzlichen genetischen Polymorphismen (z. B. MTHFR, HNMT) können weitere Abbauwege beeinträchtigt sein, was die Symptome verschärft.
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Symptome: Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Hautreaktionen, oft nach histaminreichen Lebensmitteln (z. B. gereifter Käse, Alkohol).
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Therapie: Zink, aktives Vitamin B6 (P5P) und Mangan unterstützen den Histaminabbau. Eine histaminarme Ernährung kann den Einstieg erleichtern.
Genetische Polymorphismen und Therapieanpassung
Bestimmte genetische Varianten können die Entgiftungsleistung weiter verringern, z. B.:
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Glutathiontransferasen (GST): Beeinträchtigen die Phase-II-Entgiftung.
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MTHFR: Vermindert die Bereitstellung von Methylgruppen für die Entgiftung.
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CBS: Reduziert den Abbau toxischer Schwefelverbindungen.
Eine personalisierte Therapie auf Basis eines Gentests kann helfen, diese Schwächen auszugleichen.
Fazit: HPU ist eine komplexe Stoffwechsel- und Entgiftungsstörung, die den gesamten Körper belastet. Eine gezielte Unterstützung durch Mikronährstoffe und eine angepasste Ernährung sind essenziell, um die Entgiftung zu fördern und die Gesundheit zu stabilisieren.
Diagnostik der HPU
Die Diagnose einer HPU erfolgt durch einen Urintest, der von verschiedenen Laboren angeboten wird. Es gibt sowohl einen Morgenurin- als auch einen 24-Stunden-Urin-Test. Viele Therapeuten empfehlen den Morgenurintest. Ich selbst bevorzuge in der Regel den 24-Stunden-Test, da er die Ausscheidung des HPL-Komplexes über den gesamten Tag erfasst.
Vor dem Test sollte auf die Einnahme von B-Vitaminen, insbesondere Vitamin B6, und Zink mindestens zwei Wochen verzichtet werden, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Bei höheren Dosen über längere Zeit kann eine längere Pause erforderlich sein. Der Test sollte zudem nicht während der Menstruation, nach Antibiotikagaben oder im Urlaub erfolgen, sondern im normalen Alltag, da die Ausscheidung stressabhängig ist. Beachten Sie die genauen Anweisungen des Labors.
Therapie der HPU
Die HPU-Therapie ist individuell und basiert auf fünf Säulen. Sie wird in der Regel für ein Jahr durchgeführt, erste Besserungen zeigen sich oft schon nach wenigen Wochen.
Die fünf Säulen der HPU-Therapie
1. Basis-Mikronährstoffe
Bei HPU gehen Vitamin B6 (P5P), Zink und Mangan oft verloren. Zu Beginn empfiehlt sich die Substitution mit folgenden Mengen:
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Zink: bis zu 30 mg
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Aktives Vitamin B6 (P5P): 25–50 mg
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Mangan: ca. 3 mg
Das NatuGena HPU bietet eine ideale Kombination aller wichtigen Mikronährstoffe, inklusive Selen, Magnesium und aktiver Folsäure. Starten Sie mit einer Kapsel täglich und steigern Sie die Dosis schrittweise auf bis zu drei Kapseln. Einnahme nach den Mahlzeiten wird empfohlen, um mögliche Übelkeit zu vermeiden. Bei psychischen Beschwerden kann es sinnvoll sein, zunächst nur mit Zink, Mangan und Taurin zu starten.
2. Darmgesundheit
Eine Darmreinigung mit niedrig dosiertem FX Passagesalz kann sinnvoll sein, begleitet von Bindemitteln wie NatuGena Mumijo oder Chitosan Darm, um Toxine effektiv auszuscheiden. Probiotika, die Histamin abbauen, wie NatuGena HistaBakt, sind empfehlenswert. Ergänzend unterstützt der Enzymkomplex N-Zymarase-Komplex die Verdauung und reduziert allergene Reaktionen.
3. Entgiftung
Die Unterstützung der Entgiftung, insbesondere Phase 2, kann durch reduzierte Glutathion-Präparate wie NatuGena Glutathion sowie sekundäre Pflanzenstoffe aus Kohlarten (z. B. NatuGena Hepar Aktiv oder NRF2-Aktivator) erfolgen. Bitterstoffe wie NatuGena Amara fördern den Gallefluss.
4. Ernährung
Die Ernährung sollte entzündungshemmend und darmfreundlich sein:
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Verzicht auf Weizen, Gluten, Milchprodukte, Eier und Zucker
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Bevorzugung frischer, biologischer Lebensmittel
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Mindestens 2,5 Liter gefiltertes Wasser täglich
5. Bewegung und Entspannung
Leichte Bewegung sollte nach drei Monaten Therapie begonnen werden, um die Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin zu fördern. Stressreduktion ist essenziell, z. B. durch Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Ein individueller Ansatz in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten ist empfehlenswert.
Hinweis
Weitere Details zur Therapie finden Sie im Buch Warum bin ich so müde? (Riva Verlag), erhältlich im NatuGena-Shop.
Warum bin ich so müde?
Stoffwechselstörung HPU – chronische Erschöpfung, Verdauungsprobleme, Gelenkschmerzen
Dr. Karsten Ostermann ist Chefarzt bei Alpine BioMedical und einer der führender Experte auf dem Gebiet der funktionellen Medizin. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Präventivmedizin und innovativen Diagnostikmethoden verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz, um Patienten individuell zu betreuen. Als Autor des Buches „Warum bin ich so müde“, das sich intensiv mit der Stoffwechselstörung HPU (Hämopyrrollaktamurie) auseinandersetzt, teilt er sein fundiertes Wissen und bietet Betroffenen praktische Lösungsansätze. Bei Alpine BioMedical konzentriert sich Dr. Ostermann auf die Optimierung von Gesundheit und Wohlbefinden durch maßgeschneiderte Therapien und nachhaltige Konzepte, die moderne Wissenschaft und individuelle Lebensstilfaktoren vereinen.
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