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Alkohol – no risk no fun…?

Datum: 02.10.2024 Autor: Prof. Dr. rer. nat. Michaela Döll

Alkoholische Getränke, wie z. B. Wein oder Bier, werden hierzulande reichlich konsumiert und stehen häufig in unserer Gesellschaft für Genuss und Geselligkeit. Aber welche gesundheitliche Konsequenzen kann denn dieser Alkoholgenuss haben und gibt es risikoarme oder – freie Trinkmengen? Damit befasst sich der folgende Blog.

Die Deutschen trinken zu viel

In Deutschland liegt der Konsum von Alkohol mit mehr als 10 Liter pro Kopf und pro Jahr weltweit an vierter Stelle. Knapp 1,8 Millionen Menschen sind (Altersbetrachtung: 18 bis 64 Jahre) alkoholabhängig. Gilt das „Glässchen in Ehren“ noch oder ist auch dieses – gesundheitlich betrachtet – schon zuviel? Generell unterscheidet man zwischen einer „Alkoholgebrauchsstörung“, einem „riskanten Alkoholkonsum“ und dem „Rauschtrinken“. Von Ersterem spricht man z. B. wenn bei Entwicklung einer Toleranz gegenüber dem Alkohol oder auch ständiger Lust auf Alkohol. Bei einem riskanten Alkoholkonsum (10 bis 12 Gramm Alkohol für Frauen und die doppelten Werte für Männer) nimmt das Risiko für das Schadpotential des Alkohols zu. 10 Gramm Alkohol sind z. B. in 0,1 Liter Wein oder in einem Glas (0,25 Liter) Bier enthalten. Beim „Rauschtrinken“ werden mehrere alkoholische Getränke mit insgesamt ca. 70 Gramm Alkohol konsumiert. Während die „Rauschtrinkerinnen – und trinker“ in den vergangenen Jahren deutlich zurück gingen ist der Anteil der Personen der ersten beiden genannten Kategorien ungebrochen bzw. hat zugenommen. Als besonders problematisch muss der Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen gelten. So ergab eine in Deutschland durchgeführte Ernährungsstudie (KIGGS, 2015-
2017), dass in der Altersgruppe von 15 bis 17 Jahren 66% der Mädchen und 68% der Jungs mindestens einmal während der vierwöchigen Beobachtungszeit Alkohol konsumiert haben. Da Alkohol teratogen wirkt ist natürlich auch der Konsum während der Schwangerschaft und der Stillzeit kritisch zu sehen und sollte unbedingt komplett vermieden werden.

Gesundheitliche Risiken durch Alkohol

Alkohol gilt als zelltoxisch, insbesondere hepato- und neurotoxisch aber auch als karzinogen. Alkohol wird mit mehr als 200 verschiedene Befindlichkeitsstörungen, Krankheiten sowie Unfallrisiken und einem erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert. So werden hier z. B. Leber-, und Herz-, Kreislauferkrankungen, diverse Krebs (u.a. Brust-, Speiseröhren-, Mundhöhlenkrebs), bestimmte Infektionskrankheiten, Demenzen, (alkoholbedingte) Gewaltverbrechen und Suizide aufgeführt. Neben dem reinen Alkohol wird auch das Abbauprodukt Acetyladehyd hinsichtlich seiner potentiell organschädigenden Wirkung diskutiert. Alkohol schränkt im Allgemeinen die Reaktionsfähigkeit ein und kann dadurch zu Unfällen und Stürzen beitragen. Auch die Wechselwirkungen mit zahlreichen Arzneimitteln sollte hier angeführt werden, denn diese gehen häufig mit einer veränderten Wirkung und/oder Nebenwirkung einher. Da Alkohol relativ viele Kilokalorien hat – mit 7 Kilokalorien pro Gramm in etwa soviel wie 1 Gramm Fett stecken – trägt er auch zur Entstehung von Übergewicht bei. So liefert ein Glas (25 ml) Wein oder auch ein halber Liter Bier, die jeweils durchschnittlich 20 Gramm Alkohol enthalten, allein über diesen Inhalt schon 140 Kilokalorien, Zucker und/oder sonstige Zutaten alkoholischer Getränke sind hierbei noch nicht berücksichtigt. Cocktails wie z. B. Pina Colada oder Aperol Spritz schlagen schon mit ca. 250 Kilokalorien pro Getränk zu Buche. Von Nachteil ist in diesem Zusammenhang leider auch, dass Alkohol die Verdauungstätigkeit und insbesondere den Fettabbau stören kann. Alkohol ist auch bekannt dafür Mikronährstoffmangelzustände (z. B. B-Vitamine, Magnesium, Zink) zu begünstigen. Daher sollte auch dieser Aspekt in der Praxis berücksichtigt werden.

Frauen und Alkohol – weiblicher „Seelentröster“ mit Tücken

Beim Alkoholkonsum haben die Frauen in den vergangenen Jahrzehnten kräftig aufgeholt. Mit einem durchschnittlichen, jährlichen Konsum von ca. 200 Liter alkoholischer Getränke pro Person trinken sie deutlich mehr Alkohol als in früheren Zeiten. Dabei vertragen Frauen Alkohol im Allgemeinen schlechter als Männer. Das Alkohol-abbauende Enzym (Alkoholdehydrogenase) ist weniger aktiv als bei den männlichen Zeitgenossen und somit hält sich die Droge länger im Blut. Da der „Frauenbody“ aber auch einen geringeren Wasseranteil aufweist (als der Männerorganismus) ist auch aus diesem Grund die Blutalkoholkonzentration im Allgemeinen bei gleicher Alkoholmenge höher als bei den trinkfesteren männlichen Mitstreitern. Hat „Frau“ 0,1 bis 0,2 Promille Alkohol im Blut, dann dauert es etwa 1 Stunde bis dieser im Körper abgebaut ist. Dabei spielt das Körpergewicht eine wesentliche Rolle. So dauert es z. B. bei einer 65 kg schweren Frau etwa 3,5 Stunden bis die Alkoholspur von einem halben Liter Bier verschwunden ist. Da auch die Entgiftungskapazität von Leber und Niere bei den Frauen im Allgemeinen schlechter ist als jene der Männer zeigen sie bei gleichem Alkoholkonsum z. B. deutlich früher (als bei Männern) Leberschäden. Auch in Sachen Brustkrebs sollten Frauen vorsichtig sein. Bereits ein alkoholisches Getränk pro Tag lässt die Gefahr für Brustkrebs um 12 Prozent ansteigen. Bei 2 „Drinks“ täglich liegt das Risiko sogar bei > 30 Prozent.

Drinking less is better – gibt es tolerierbare Mengen?

Die Devise lautet: Alkohol – am Besten so wenig wie möglich. Personen, die bislang ohne Alkohol ihr Leben gestalteten sollten unbedingt dabei bleiben und auch weiterhin auf die psychoaktive Droge verzichten. Aktuelle Richtlinien (z. B. des Canada`s Guidance on Alkohol and Health) zeigen allerdings bei Personen, die ein alkoholisches Getränk pro Woche konsumieren (hier wird nicht zwischen Frauen und Männern unterschieden), im Vergleich zu lebenslang abstinenten Personen keinen signifikanten Zusammenhang zum Lebenszeitrisiko durch Alkohol. Daher werden 1 bis 2 alkoholische Getränke pro Woche als Mengen mit einem niedrigen Risiko für die Gesundheit angesehen. 3 bis 6 „Feierabendbier“ oder Gläser Wein pro Woche gelten hingegen bereits als Mengen mit moderatem
Risiko und ab sieben alkoholischen Getränken pro Woche muss man mit einem sehr deutlich erhöhten Gesundheitsrisiko rechnen. Für schwangere und stillende Frauen muss Alkohol tabu sein. Auch Kinder und Jugendliche sollten keinen Alkohol konsumieren, u.a. infolge seiner negativen Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung. Auch Personen, die chronisch krank sind und/oder Medikamente einnehmen müssen wird empfohlen mit Alkohol zurückhaltend zu sein.

Was kann man tun wenn der „Kater“ einen erwischt?

Alkohol wird im Allgemeinen besser vertragen wenn man zuvor eine (fettreiche) Mahlzeit zu sich genommen hat. Der Konsum auf nüchternen oder leeren Magen ist für den Körper deutlich schwieriger. Viel Wasser dazu trinken und den Alkohol langsam zuzuführen kann die Verträglichkeit ebenfalls verbessern. Wer zu „tief ins Glas“ geschaut hat wird nicht selten in der Folge mit unangenehmen Begleiterscheinungen konfrontiert. Der alkoholbedingte „Kater“ kann sich z. B. mit Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und allgemeiner körperlicher Schwäche zeigen. Meistens stellen sich die unangenehmen Begleiterscheinungen etwa 8 Stunden nach dem unmäßigen Alkoholkonsum ein und können auch bis zu drei Tage andauern. Neben den Abbauprodukten des Alkohols hat der Körper vor allen Dingen auch mit einem Flüssigkeitsmangel zu tun, der für den „Kater“ mitverantwortlich ist. Alkohol entzieht dem Körper nämlich Wasser und Elektrolyte (z. B. Magnesium, Zink). Aber auch B- Vitamine werden durch alkoholische Getränke vermehrt mit dem Urin ausgeschieden. Eine kalte Dusche am Morgen, viel Flüssigkeit (Wasser, ungesüßten Tee wie z. B. Ingwer-, oder Kräutertee) und die Zufuhr von Mineralien können dabei helfen die Beschwerden baldmöglichst zu lindern. Empfehlenswert ist es ein vollwertiges, gesundes Frühstück (z. B. Vollkornbrot oder Müsli mit Obst) einzunehmen und den Tag ruhig anzugehen. Hierbei ist es allerdings ratsam auf seinen Magen „hören“. Auf die Zufuhr von Schmerzmitteln sollte man, nach Möglichkeit , verzichten da die Leber durch den Alkohol bereits belastet ist. Erholsamer Schlaf und Ruhe können ebenfalls dazu beitragen den Kater“ schneller wieder loszuwerden.


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