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Herbstblues – Raus aus dem Stimmungstief und rein ins Leben – Teil 2

Datum: 10.10.2023 Autor: Prof. Dr. rer. nat. Michaela Döll

Ist das Leben erst einmal aus den Fugen geraten, heißt es, schnellstmöglich wieder das Gleichgewicht herzustellen. Sogenannte adaptogene Heilpflanzen können dabei regulierend wirken. Im zweiten Teil der Reihe „Herbstblues – Raus aus dem Stimmungstief und rein ins Leben“, gehen u.a. auf Roter Ginseng, die „Antistresswurzel“ Rhodiola rosea oder auch Vitamin D3 ein.

Roter Ginseng – traditionelles Adaptogen für mehr Antrieb

Der Ginseng verfügt über eine lange Tradition im Heilwesen. So war die Wurzel des Araliengewächses bereits vor mehr als 2000 Jahren fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Wirksamkeitsrelevante Inhaltsstoffe sind hier die Triterpensaponine (Ginsenoside). Ginseng wirkt nachweislich auf das stressrelevante endokrine System, verbessert die Kognition (Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnisleistung) und - via Erhöhung der Sauerstoffkapazität in der Skelettmuskulatur und der Modulation des Energiestoffwechsels - auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Ginseng verbessert zudem die Widerstandskraft des Körpers gegenüber verschiedenen Noxen (z. B. Toxine, Krankheitserreger, Strahlung) und wirkt kardioprotektiv. Eine Besonderheit bildet der rote Ginseng. Seine Wurzeln werden erst nach einer Wachstumszeit von mindestens 6 Jahren geerntet. Die rote Farbe entsteht durch die schonende Wasserdampfbehandlung der (weißen) Ginsengwurzeln. Durch dieses Verfahren (Maillard-Reaktion) werden die Wurzeln haltbar gemacht und gleichzeitig weitere wertvolle sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe freigesetzt. Der rote Ginseng ist mit mehr als 30 Ginsenosiden ein starkes Adaptogen. Seine Anwendung empfiehlt sich zur allgemeinen Kräftigung bei bestehenden psychischen Anforderungen und zur Unterstützung in der Andro- und Menopause.

Rhodiola rosea – die „Antistresswurzel“ sorgt für bessere Stimmung

Die Rosenwurz zählt zu den Dickblattgewächsen (Crassulaceae) und kommt sowohl in arktischen Regionen als auch in höheren Bergregionen Europas und Asiens vor. In Sibirien wird das Adaptogen bereits seit Jahrhunderten bei Erschöpfungszuständen und zur Verbesserung der Ausdauer eingesetzt. Die vielseitigen pharmakologischen Effekte, die u.a. neuro- und kardioprotektive sowie anxiolytische und antidepressive Wirkeffekte einschließen, werden auf das Vorkommen von Phenylpropanen, Phenylethanen (Rosavin, Salidrosid, Syringin u.a.), Terpene und organische Säuren zurückgeführt. Rhodiola stärkt sowohl die kognitiven Funktionen als auch – über das limbische System – die emotionale Stabilität. Es konnte gezeigt werden, dass die Antistress-Wirkung, insbesondere die günstige Beeinflussung der HHN-Achse und die Regulation von Stresshormonen (wie z.B. Cortisol) eine Minderung stressinduzierter Dysfunktionen und eine Verbesserung kognitiver Funktionen zur Folge haben. Die Rosenwurz hat sich besonders bei Antriebslosigkeit, Erschöpfungszuständen, chronischer Müdigkeit und generalisierten Angststörungen bewährt. In einer klinischen Untersuchung wurde die Anwendung von Rhodiola (2 x 200 mg/Tag) bei 100 Patienten, die unter der chronischen Müdigkeit litten, untersucht. Die offene, multizentrische Studie, die für die Dauer von 8 Wochen angelegt war, ergab bereits nach einer Anwendungsdauer von zwei Wochen deutliche Hinweise auf eine Verbesserung der Fatique-Symptome, die sich bis zum Ende der Studiendauer kontinuierlich verbesserten.

Ashwagandha – adaptogene Pflanze zur Verbesserung der Schlafqualität

Seit Jahrtausenden wird die Schlafbeere – Ashwagandha – im indischen Ayurveda als ausgleichendes Wirkprinzip bei Unruhe, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden und u. a. auch zur Regeneration und allgemeinen Kräftigung eingesetzt. Moderne Analysemethoden liefern inzwischen, durch die Identifizierung der Hauptinhaltsstoffe und deren Erforschung in wissenschaftliche Untersuchungen und klinischen Studien, weitere Hinweise auf die Wirksamkeit dieses Nachtschattengewächses. Insbesondere geht es hierbei um die Gruppe der Withanolide – Steroidlactone – die für die positiven Eigenschaften der Schlafbeere verantwortlich gemacht werden. Daneben sind auch Alkaloide, Aminosäuren und Mikronährstoffe in der Pflanze enthalten. In präklinischen und klinischen Studien ergaben sich speziell für die Withanolide auch Hinweise auf weitere positive (u.a. antibakterielle, chemopräventive und antientzündliche) Wirkungen. Auf zellulärer Ebene wurden mitochondrienprotektive Effekte sowie eine regulierende Wirkung auf die Zellapoptose beobachtet.

Im Rahmen einer randomisierten, doppelblinden Studie wurde die Wirkung von Ashwagandha bei schlafgestörten – unter Insomnie leidenden – Patienten, im Vergleich zur Anwendung bei nichtschlafegestörten Probanden jeweils versus Placebo geprüft. Sowohl Schlafdauer als auch die Schlafqualität besserten sich mittels Ashwagandha bei den Teilnehmern, die unter dem gestörten Nachtschlaf litten, deutlich. Interessanterweise profitierten aber auch die Probanden, die nicht über Schlafstörungen klagten, von der Anwendung der Heilpflanze. Bei ihnen wurde ebenfalls (im Vergleich zu Placebo) eine Verbesserung der Schlafqualität beobachtet. Auch eine weitere placebokontrollierte Doppelblindstudie bestätigte den positiven Einfluss, den die Ashwagandha-Wurzel auf stressinduzierte Begleiterscheinungen wie z. B. Angst oder Schlaflosigkeit hat. Die Probandinnen und Probanden wurden dazu in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe erhielt zweimal am Tag je 125 mg, die zweite Gruppe erhielt zweimal je 300 mg/Tag und die dritte Gruppe Placebo. Auf anerkannten Stress- und Ängstlichkeitsskalen (PSS, Hamilton Anxiety Skala) wurden vor und nach der 8-wöchigen Anwendung des Ashwagandha-Wurzelextraktes die entsprechenden Befindlichkeiten ermittelt. Es zeigte sich eine signifikante Erhöhung der Stresstoleranz und Verbesserung der Schlafqualität in beiden Verumgruppen.

Schisandra und Cordyceps kräftigen die Yin-Organe

Auch Schisandra (Chinesisches Spaltkörbchen) wird in der traditionellen chinesischen Medizin als ganzheitliches Kräftigungsmittel seit Jahrtausenden angewendet. „Wu Wie Zi – die Frucht der fünf Geschmacksrichtungen“ unterstützt die Lebensenergie und stärkt Yin-Organe wie z. B. die Leber, das Herz, die Nieren oder auch die Lunge. Schisandra hat eine ausgleichende Wirkung auf das Zentralnervensystem, das vegetative Nervensystem und das Endokrinum. Den in den roten Beeren vorkommenden speziellen Lignanen wird eine phytosterogene Wirkung zugesprochen. Schisandrabeeren wirken beruhigend, anxiolytisch und verbessern gleichzeitig die mentalen Eigenschaften. So hat sich das Adaptogen vor allem bei Stress, Stimmungsschwankungen, Leistungseinbruch, chronischer Müdigkeit und Erschöpfung bewährt. Cordyceps sinensis – der Chinesische Raupenpilz – ist für seine energetisierende und vitalisierende Wirkung bekannt. Der Vitalpilz hat u.a. eine durchblutungsfördernde und leistungssteigernde Wirkung. Auch der Cordyceps hat eine stimulierende Wirkung auf diverse Yin-Organe und eine ausgleichende Wirkung auf das neuro-endokrine System.

Ebenfalls wichtig: Vitamin D3 – Taktgeber für die Stimmung

Mit der jahreszeitlich bedingten Verkürzung der Tage ändert sich im Allgemeinen auch die lichtexpositionsabhängige Fähigkeit des Organismus Vitamin D über die Haut zu bilden. Interessanterweise sind saisonal bedingte depressive Verstimmungen in den südlich gelegenen Ländern (z. B. Mittelmeerländer) deutlich seltener anzutreffen als in den nördlich gelegenen Gebieten (z. B. in Skandinavien). Wissenschaftliche Untersuchungen deuten auf eine inverse Korrelation zwischen dem körpereigenen Vitamin D3-Spiegel und dem Auftreten von Depressionen hin. Das würde auch erklären warum z. B. die Anwendung einer Lichttherapie bei solchen Krankheitszuständen erfolgreich sein kann. In einigen klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Gabe von Vitamin D das Ausmaß einer bestehenden Depression mindern kann. Daher sollte – gerade jetzt im Herbst – auch Vitamin D Beachtung finden.

Zusammenfassung

Adaptogene bieten eine sehr gute Möglichkeit den Körper in Belastungssituationen zu unterstützen. Sie normalisieren den– im Zuge des Stresssyndroms – aus den Fugen geratenen Stoffwechsel, verbessern die Stressresistenz und die Belastbarkeit sowie die Regenerationsfähigkeit und tragen zu mehr Gelassenheit bei. Unterstützend sind Mikronährstoffe (wie z. B. Vitamin C), die als Cofaktoren für die Neurotransmittersynthese benötigt werden, von Bedeutung sowie das „Antidepressivum“ Vitamin D 3.


Hier geht es zu unserem ersten Teil der Blog-Reihe:

Teil 1


Literaturangaben (Auswahl)

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